Georg Pianzola bringt Holz zum Klingen

Pianzola Instrumentenbau
Georg Pianzola
Friedbühlstrasse 36b
3008 Bern

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Hals Anschäfter

Bei einem Kopfbruch ist der Wirbelkasten plus Schnecke komplett vom Hals weggebrochen. Das kommt relativ häufig vor, bedenkt man die Hebelwirkung des Halses und den mächtigen Saitenzug, der auf den Wirbelkastenwänden lastet.

In so einem Fall wird man um den Bau eines neuen Halses kaum mehr herum kommen. Denn die Flächen, mit denen Hals und Wirbelkasten verbunden sind, reichen für eine Verleimung nie aus. Also wird der Kopf auf einen sogenannten Anschäfter aufgesetzt.

Dazu muss ein luftdicht passender Schacht mit einem konischen Verlauf in den originalen Kopf gearbeitet werden. Die Wirbelkastenwände werden um ihre halbe Dicke weggeschnitten, um dem neuen Teil genügend Halt zu gewähren. Auf der Unterseite wird die Fläche total eben gehalten um ebenfalls festen Halt zu schaffen für die Aufnahme von 120 Kilo Saitenzug.

Die Arbeit muss perfekt sein, denn der 100%ige Kontakt von neuem und altem Holz entscheidet über Stabilität und Belastbarkeit dieser Technik. Zudem gilt es, auch optisch einwandfrei zum bestehenden Lackbild zu arbeiten. Und da gehört eine saubere Naht dazu.

Ein grob ausgeschnittener Halsteil aus altem, abgelagertem Ahorn wird passend hergerichtet und auf der Kopfseite sauber im richtigen Konus zugehobelt. Noch entscheidet man nicht über die genaue Länge des Halses und lässt überall kräftig Holz stehen. Der Konus wird nun dem Halsschacht angepasst und beide Teile werden mit Zulagen, vielen Zwingen und dem richtigen Leim zusammengebracht.

Man hüte sich, diese Arbeit zu unterschätzen. Der Konus wird durch die Kraft der Zwingen und dem flüssigen Leim gerne verschoben. Schon mancher Meister hat hier dazugelernt und eine Trockenübung ohne Leim hat noch niemandem geschadet. Vor allem genaue Zulagen und eine gute Planung sind unerlässlich.

Nach dem Entfernen der Zwingen sieht das schon eher nach einem schönen Kontrabass Hals aus. Sehr gut sichtbar nun die auslaufende Bauweise des Anschaefters. Jetzt gilt es, den Wirbelkasten wieder aus dem neuen Halsblock heraus zu stechen und die Löcher für die Mechaniken neu zu bohren. Eine Arbeit, die zwar Fingerspitzengefühl erfordert, aber recht befriedigend ist, da man den Fortschritt der Arbeit mit jedem Handgriff sehen kann.

Den alten Hals hat man vorsichtig aus der Schachtel gelöst und gebraucht ihn nun als Messvorlage. Denn der Musiker soll sich mit dem neuen Hals wie zu Hause fühlen und Mensur und Dicke des Halses müssen genau stimmen. Zudem muss auch der Halswinkel, die Position des neuen Halses im Körper des Kontrabasses, perfekt sein.

Der Wirbelkasten ist nun ausgestochen und die Löcher zur Aufnahme der Mechaniken sind neu aufgebohrt. Mit jedem Handgriff nähern sich die Arbeiten dem Ende zu. Sehr gut sichtbar sind nun, da das Holz noch weiss ( das heisst: unlackiert ist ) die zart auslaufenden Spitzen des neuen Halses, die in den Wirbelkasten münden.

Diese Technik ermöglicht es, eine grosse Leimfläche zu schaffen und mit diesem Kontakt maximale Festigkeit zwischen dem alten Kopf und dem neuen Hals zu schaffen.Der geneigte Leser wird sich jetzt wohl fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn man gleich einen neuen Hals eingebaut hätte. Da aber die Schnecke wie die Unterschrift des Erbauers gilt, ist es unbedingt notwendig, den Körper mit seinem passenden Haupt zu krönen.

Und da ist die Technik des Anschäftens zwar aufwendig, aber unübertroffen. Denn fast jedes Streichinstrument erlebt in seiner Lebensphase eine solche Reparatur. Teils werden Anschäfter auch dazu verwendet, die schwingende Saitenlänge zu ändern oder ein anderes Halsprofil aufzuarbeiten. Meistens ist es aber eine Reparatur, die durch den Bruch des alten Halses nötig geworden ist.

In meiner Werkstatt stapeln sich nach 30 Jahren Arbeit viele dieser alten Hälse und erinnern mich an unzählige Anschäfter, die ich in all den Jahren Arbeit geschnitzt habe. Sie sind schöne Erinnerungen an schweisstreibende Stunden Werken im harten Ahorn, aber auch Momente grosser Befriedigung, wenn der Musiker die Reparatur mit einem Ständchen honorierte.

Haben auch Sie Probleme mit Ihrem Kontrabass, so rufen Sie mich einfach an und vereinbaren einen Termin. Wir können dann in Ruhe die Möglichkeiten durchsprechen und finden bestimmt auch eine Lösung für Ihren Bass. Meine Durchwahl lautet 031 398 23 80

Ihr Fachmann

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

 

© Copyright Text und alle Fotos Giorgio Pianzola Bern 2013

 



Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer


© Copyright Text und alle Fotos, G. Pianzola, Bern 2013


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